SCHUELERBLOG

Herzlich Willkommen auf dem Schuelerblog des Diakonenkolleg "Lindenhof" Neinstedt.

Freitag, 19. August 2011

Leben lernen durch Entschleunigung

Hallo,

 ich bin einer von den Wenigen, die die Ehre haben, hier am Kolleg Diakonie studieren zu dürfen.


Angefangen habe ich hier im September 2010 und bekam gleich meinen ersten Schock. Es ist ein Dorf, es ist klein und alles was man dachte, was wichtig ist, ist weit weg.



--> Das nächste Kino ist in Halberstadt - die Zuckerfabrik, also ca. 20 km entfernt
--> Das nächste Schwimmbad ist in Thale - die Bodetal - Therme
--> die Alternative im Sommer sind nur 2 Teiche in der Nähe, einer in Gernrode (8km) und der andere in Dittfurt (14km)
--> größere Einkaufmöglichkeiten sind auch entweder in Thale (3-4km) oder in Quedlinburg (7km) zu finden

Ansonsten scheint alles auf den ersten Blick total tote Hose zu sein. Oder, um es genauer zu beschreiben: es ist "Entschleunigung"!
Ohne Auto muss man sich also ne Menge einfallen lassen. Das, was einem vorher so manches Wert war, wird hier neu geprüft.
Mit Hast und Eile kommt man hier nicht weit. Dafür aber mit Beständigkeit. Leben lernen kann man hier, indem man auf sich gestellt und in die Gemeinschaft gestellt ist. Das Leben funktioniert hier deutlich langsamer. Nicht nur, weil seit neuestem der Verkehr auf Rechts vor Links gestellt wurde und alles auf 30 km/h runter geregelt wurde. Nein, ebensowenig wie sich hier sehr viel nach den Bewohnern richtet, die in den Neinstedter Anstalten wohnen. Es ist viel mehr das ganze Leben in allen Bereichen, was hier einfach ruhiger ist. Und das färbt ab. Man lebt das, was man macht, einfach bewusster und intensiver. Alles bekommt einen neuen Stellenwert.
Doch wer Aktionen sucht, der muss schon etwas genauer suchen und sich das eigene raussuchen, denn es ist nicht gerade wenig.
Wenn es um geistliches Leben miteinander geht, gibt es schon viele Möglichkeiten als Diakonenschüler:
In der Unterrichtszeit gibt es Montag bis Freitag immer eine Morgenandacht und eine Mittagsandacht. Beide meist von den Diakonschülern selber gestaltet. Die Montagsandacht dabei ist in der Lindenhofskirche nicht nur für die Studenten - es kommen ebenso Brüder und Schwestern der Diakonischen Gemeinschaft.
Gottesdienste gibt es auch immer mindestens 2. Einer davon ist Sonntags immer speziell für die Bewohner.
Ein weiterer Gottesdienst ist der so genannte GmA Gottesdienst, der alle 3 Monate in der Werkstatt für Behinderte Menschen stattfindet.
Weiterhin gibt es in der Mitte der Woche noch einen Gottesdienst in der Lindenhofskirche speziell für die Bewohner.
Ebenso kann man auch zum Chor gehen, um dort Gemeinschaft zu haben.
Dazu gibt es noch eine sehr aktive Jugend in Neinstedt, die sich jeden Freitag trifft, um gemeinsam Gott zu loben, zu beten und um ein Thema zu hören.
Weiteres ist immer zu entdecken ;-)

Wer was unternehmen will und Wanderlaune hat, ist immer gerne eingeladen, die Gegend zu erkunden.
Ziele in nächster Nähe sind zum Beispiel die Teufelsmauer, die Burgruine in Stecklenberg, sowie der mächtige Münchenberg.
Ebenso kann man auch zu den bereits erwähnten Teichen wandern.
Mit dem Fahrrad ist man innerhalb einer Stunde und weniger bei weiteren Zielen, die außerhalb der nächsten Ortschaften liegen. Viele Feldwege und Fahrradwege, ebenso wie bergige Straßen laden direkt dazu ein, befahren zu werden.
Für diejenigen, die Kultur mögen, lädt das Harzer Bergtheater in Thale zu Vorstellungen mit grandioser Aussicht ins Tal und zum Bühnenstück ein.
Wer klettern möchte, der braucht sich nur in der Gegend umzuschauen. Das einfachste in der Nähe ist die Teufelsmauer. Wer sich sein Fahrrad schnappt, kommt schnell bis nach Thale. Dort ist ein entsprechender Kletterwald auf-& ausgebaut.

Für die Künstler unter uns gibt es auch sehr viele Möglichkeiten.
Wer gerne malt, findet hier die Zeit, die Ruhe und die Motive, um sich zu entfalten.
Wer gerne musiziert, findet hier immer wieder Leute, die gerne mitmachen.
Wer gerne Fotos macht, der findet sehr viele Ideen hier.
Wer gerne Zeit mit Freunden und Bekannten verbringt, bekommt hier die Gelegenheit mit den Leuten vor Ort.
Wer sich gerne ausprobieren möchte, wie er geistliche Inhalte an Menschen mit Behinderung vermitteln kann, ist jederzeit herzlich eingeladen, Andachten zu machen oder eigene kreative Ideen zu entwickeln, wie das möglich ist.
Die Liste ist bei weitem noch nicht vollständig, was hier möglich ist. Aber ich möchte ja nicht alles verraten ;-) 


gepostet von Markus 

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